Freitag, 17. Oktober 2014

Meine Rezension zu "Geisterblumen" von Michele Jaffe

Die Einleitung:
„Geisterblumen“ habe ich im Rahmen einer Wanderbuchrunde gelesen.
Das auffällige Cover hatte mich neugierig auf das Buch gemacht.
Als ich dann den Klappentext las, war klar, dass ich das Buch lesen muss.
Es war das erste Buch, welches ich von Michele Jaffe gelesen habe, aber es wird mit Sicherheit nicht das Letzte sein.


Die Autorin:
Michele Jaffe ist in Los Angeles, Kalifornien, aufgewachsen.
Sie hat in Harvard studiert und im Fach Vergleichende Literaturwissenschaft promoviert.
Danach wollte sie eigentlich FBI-Agentin werden, ist dann aber doch beim Schreiben gelandet.
Heute lebt sie mit ihrem Mann in Las Vegas.


Fakten zum Buch:
Das gebundene Buch erschien im September 2013 bei Fischer FJB, dem neuen Verlagsbereich der S. Fischer Verlage für  Young Adult- und Crossover-Bücher.
Es umfasst 496 Seiten und ist im Buchhandel für 16,99 Euro zu haben.
Der Originaltitel des Buches lautet „Ghost flower“.
Susanne Goga-Klinkenberg hat es aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.


Der Verlag über das Buch:
„ Sie wollte leben wie im Märchen.
Doch plötzlich ist sie mitten in der Hölle.“

Du bist ausgerissen.
Bist weit weg von allen, die du kanntest.
Und endlich fühlst du dich sicher.
Sicher vor deiner Vergangenheit.
Aber dann bekommst du ein verlockendes Angebot.
Du sollst eine neue Identität annehmen.
Sollst eine Person sein, der du zum Verwechseln ähnlich siehst. Und erhältst dafür ein Leben im Luxus.

Eve kann diesem Angebot nicht widerstehen.
Zu lange schon war sie allein.
Sie geht auf in ihrer neuen Rolle als Aurora – bis seltsame Dinge geschehen.
Jemand bricht in ihr Zimmer ein, ruft auf ihrem Handy an und gibt sich als Liza aus.
Doch Liza hat vor drei Jahren Selbstmord begangen – in derselben Nacht, in der Aurora verschwunden ist …“


Die Gestaltung des Buches:
Das Cover des Buches ist eines, bei dem man zwei Mal hinschaut.
So erging es zumindest mir.
Im Zentrum des Covers sieht man das Gesicht einer hübschen jungen Frau.
Ihr etwa schulterlanges Haar ist blond und endet mit einem leichten Stich ins Rötliche.
Ihre Haut wirkt makellos, ihre Gesichtszüge sind fein.
Ihre Augen sind geschlossen.
Man kann nur ihre linke Gesichtshälfte gut erkennen.
Die rechte Gesichtshälfte wirkt verschwommen, wie bei einem Bildfehler in einem Film oder bei einer geisterhaften Erscheinung.
Über ihrem Gesicht sind wunderschöne Blumen in verschiedenen Violett- und Lila-Schattierungen abgebildet, von denen Blutstropfen herabrinnen.
Ich denke, sie sollen die Geisterblumen, nach denen das Buch benannt wurde darstellen.
Der Rest des Covers ist weiß, wodurch die anderen Farben sehr gut zur Geltung kommen und dem Gesicht der jungen Frau eine geisterhafte Ausstrahlung verleihen.
Darunter steht in großen weißen Großbuchstaben der Titel des Buches.
Ich empfinde das Cover als sehr passend.
Der mysteriöse Titel macht neugierig auf den Inhalt des Buches.
Was es wohl mit den Geisterblumen auf sich hat?
Das auf dem Cover abgebildete Mädchen könnte für mich sowohl die tote Liza, als auch Eve darstellen.

Die Geschichte und meine Meinung dazu: 

Ein Mädchen, das sich nur bruchstückhaft an seine Vergangenheit erinnert, eine reiche Familie, für die die Familie über alles geht, komplizierte Liebesbeziehungen, Freundschaft, Eifersucht, Habgier, mysteriöse Todesfälle, Geistererscheinungen und vieles mehr – das ist der Stoff, aus dem das Buch gemacht ist.
Das Buch beginnt damit, dass ein junges Mädchen in einem fremden Waschraum zu sich kommt.
Sie weiß weder wer, noch wo sie ist und das ist nicht nur für sie ziemlich beängstigend, sondern auch für mich als Leserin.
Eines ihrer Augen ist angeschwollen und die wenigen Dinge, die sie bei sich trägt, geben keinerlei Auskunft über ihre Identität.
Während ich noch spekuliere, wer sie wohl ist und was mit ihr passiert ist, wechselt die Szenerie zu Eve Brightman, einer jungen Frau, die in Tucson bei einem Starbucks jobbt.
Völlig auf sich allein gestellt, hält sie sich gerade so über Wasser und scheint auf der Flucht zu sein.
Auf der Flucht vor ihrer trostlosen, nebulösen Kindheit, vor sich selbst und vielleicht auch vor dem Gesetz.
Ihre Schilderungen des Geschehens sind durchzogen von wirren Erinnerungsfetzen an ihre Vergangenheit, die sie quälen, mir Anhaltspunkte liefern und mich diese dann doch wieder verwerfen lassen.
Wer ist Eve Brighton?
So genau weiß sie das eigentlich selbst nicht.
Sie erinnert sich nicht an das Gesicht ihrer Mutter und auch sonst beschränkt sich ihre Erinnerung auf einzelne Szenen und Personen.
Ist sie das Mädchen aus dem Prolog oder ist es Aurora?
Es scheint so, als habe sie große Schuld auf sich geladen.
Was ist mit ihrer Mutter passiert?
Eve ist hart im Nehmen und macht das Beste aus ihrer Situation.
Ein Lichtblick an Eves Horizont sind die hartnäckigen Besuche der reichen und verwöhnten Geschwister Bain und Bridgette Silverton, die ihr ein unglaubliches Angebot machen:
Sie soll sich gegen eine große Geldsumme für Aurora, die verschwundene Cousine der beiden, der sie zum Verwechseln ähnelt ausgeben.
Eine leise Stimme in ihrem Hinterkopf warnt sie davor, denn irgendwie sind Bain und Bridgette einfach zu glatt, die Möglichkeit durch die Täuschung so viel Geld zu verdienen zu einfach.
Voller Sehnsucht nach der Illusion eine Familie zu haben willigt Eve schließlich ein und lässt ihr altes Leben hinter sich.
Jeder andere hätte in dieser Situation vielleicht gezögert, doch bei Eve erscheint die Entscheidung glaubhaft, einfach ihr bisheriges Leben hinter sich zu lassen und in die Rolle der verschwundenen Aurora zu schlüpfen.
Was hat sie schon zu verlieren?
Ziemlich viel, was ihr jedoch erst viel zu spät klar wird.
Alles könnte sich nun für sie zum Guten wenden, wie in solchen Geschichten wie „My fair lady“, doch wie im echten Leben kommt es auch in dem Buch völlig anders, als erwartet…


Mein Fazit:
„Geisterblumen“ ist ein Buch, das es geschafft hat, mich immer wieder aufs Neue zu überraschen.
Ich habe noch nie ein vergleichbares Werk gelesen, welches mich derart mit seiner Geschichte und der spannenden und mysteriösen Atmosphäre darin gefangen genommen hat.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass selbst Rationalisten und Skeptiker bei den Szenen, in welchen die Geistererscheinungen auftreten, ins Wanken geraten und anfangen zu zweifeln, ob dahinter nicht doch der Geist der toten Liza stecken könnte – so glaubhaft und authentisch wie die Autorin diese dargestellt hat.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und fesselnd.
Sie versteht es, den Leser durch geschickt gestreute Wendungen in die Irre zu führen und wirft ihn mitten hinein ins Geschehen.
„Geisterblumen“ bietet eine ganze Palette an vielschichtigen Charakteren, die sich schwer in die Karten schauen lassen.
Dadurch, dass die Geschichte aus der Ich-Perspektive geschrieben wurde, baute ich schnell eine Beziehung zur Eve auf.
Hautnah erlebte ich ihren aufwühlenden Alltag voller Angst, widrigen Umständen und Ärger.
Die neue Rolle als Aurora schien eine echte Chance für sie zu sein, ein neues Leben anzufangen.
Voller Spannung verfolgte ich, wie Eve versuchte sich in die Rolle einzufinden.
Bevor Eve jedoch ihre neue Rolle spielen kann, muss sie sich mit Hilfe von Bridgette erst einmal darauf vorbereiten und Infos über die Familie Silverton sammeln, was sehr lustig und unterhaltsam zu lesen war.
Ein kleiner Fehler würde genügen und das Familienoberhaupt der Silvertons, Auroras Großmutter Althea würde Verdacht schöpfen.
Wird Eve auch die omnipräsente Polizei täuschen können, die nach Lizas Selbstmord einen Narren an der Familie Silverton gefressen hat und immer wieder versucht ihnen etwas anzuhängen?
Als es schließlich ernst wird, ist mir gar nicht mehr so lustig zumute und ich frage mich, ob Eve wirklich klar ist, auf was sie sich da eingelassen hat.
Eve fühlt sich in all dem Luxus zwar wohl, doch ihr fehlt echte Nähe.
Noch dazu muss sie nicht nur vorgeben, jemand anderes zu sein, sondern ist auch noch auf der Suche danach, wer sie selbst eigentlich ist.
Meiner Meinung eine ziemlich gefährliche Kombination.
Gemeinsam mit ihr begab ich mich auf die spannende Suche danach, wem von Auroras Familienmitgliedern und Freunden man wirklich trauen kann.
Als Eve endlich soweit ist, die ihr zugedachte Rolle zu spielen und im ungewohnten Umfeld der reichen Familie Silverton zu bestehen, kommt sie einem Geheimnis auf die Spur, welches die Geschwister ihr verheimlicht haben:
Aurora verschwand am selben Tag, an dem ihre beste Freundin Liza Selbstmord begann.
Im Lauf der Geschichte wird klar, dass Eve wirklich niemandem außer sich selbst trauen kann.
Fast jeder andere Charakter verbirgt etwas vor ihr.
In den Reihen der Silvertons, denen die Familie und deren guter Ruf über alles geht, fühlt sich Eve zunächst einmal ziemlich fehl am Platz.
Gemeinsam mit Eve fiel es mir schwer, inmitten all der Lügen, Geheimnisse zu erkennen, wer Freund und wer Feind ist.
Wie eine Schauspielerin, die sich in ihre Rolle hineinfühlt und sie mit Leben auszufüllen beginnt, beginnt auch sie, sich damit zu beschäftigen, wer und wie Aurora war.
War sie wirklich so verwöhnt, eingebildet und wild, wie manche ihr Freunde und Verwandten sie wahrgenommen hatten oder steckte noch mehr in ihr?
Auroras Leben und ihr Verschwinden beginnen sie wirklich zu interessieren, ebenso wie der Selbstmord von deren bester Freundin Liza.
Fragen über Fragen tauchen auf:
War Lizas Tod wirklich ein Selbstmord?
Als dann auch noch Geistererscheinungen noch mehr Aufregung in ihr neues Leben bringen, hätte sie einen guten Freund bitter nötig gehabt, doch wem kann sie vertrauen?
Warum sucht sie Eve heim?
Eve merkt viel zu spät, in welche Gefahr sie sich und andere begeben hat.
Althea Silverton ist ein interessanter Charakter, der mir im Laufe der Geschichten häufig Leid tat.
Sie versucht ihr Bestes, die Familie zu schützen und  verbirgt dabei bewusst wichtige Informationen über sich selbst.
Durch die Habgier ihrer Familie kann sie nur schwer Nähe zulassen, was für Eve besonders irritierend ist, da sie ja nie eine richtige Familie hatte.
Bain und Bridgette waren anfangs ziemlich undurchsichtig und schwer einschätzbar.
Dies änderte sich jedoch im Lauf der Geschichte, je mehr ihre Charaktere Gestalt annahmen.
Immer wieder sorgte die Autorin durch unerwartete Wendungen dafür, dass ich mein zuvor von einem Charakter gefasstes Bild aufs Neue verwerfen musste.
Eben noch glaubte ich beim Lesen alle Zusammenhänge begriffen zu haben, doch dann kommen neue Wendungen hinzu und ich musste alles wieder über Bord werfen.
Scheinbar belanglose Details ergaben erst gegen Ende einen tieferen Sinn, genaues Lesen lohnt sich also!
Das Ende des Buches war spannend bis zur letzten Seite und ließ für mich keine Fragen offen, was mir gut gefällt.
Endlich fügten sich die vielen kleinen Puzzleteile der Geschichte zu einem großen Ganzen zusammen und überraschende Wahrheiten wurden offenbar, mit denen ich so nicht gerechnet hätte.
Es ist selten, dass ein Autor es schafft, mich bis zum Schluss im Dunkeln tappen zu lassen.
Dies ist Michele Jaffe mit „Geisterblumen“ gelungen, daher bin ich umso gespannter auf ihre weiteren Werte.
Eigentlich ist „Geisterblumen“ ja ein Jugendthriller.
Ich möchte das Buch jedoch nicht nur Jugendlichen, die gerne Thriller lesen ans Herz legen, sondern auch allen Erwachsenen, die gerne tiefgründige Thriller mit einer richtigen, spannenden Story dahinter lesen und denen es genauso viel Freude wie mir macht, erstmal im Dunkeln zu tappen!

Viel Spaß beim Lesen wünscht Aletheia
!



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